Ressourcen- Therapie (engl. Resource Therapy)

Die Ressourcen-Therapie (Engl. „Resource Therapy“) wurde in den letzten Jahren von Dr. Gordon Emmerson entwickelt. Sie stellt ein umfassendes Modell der Psychotherapie und Psychologie dar,  welches eine Persönlichkeitstheorie mit Psychodynamik, eine eigene Systematik zur Klassifizierung pathologischer Zustände (inkl. Diagnostik), therapeutischer Interventionen und Aktionsschritte zur Behandlung vieler bekannter psychischer Störungen und eine Methode zur Persönlichkeitsanalyse und Persönlichkeitsentwicklung beinhaltet.

 

Die Ressourcen- Therapie als Weiterentwicklung der Ego- State- Therapie

Die Ressourcen-Therapie ist eine Weiterentwicklung der Ego-State-Therapie und geht wie diese davon aus, dass die menschliche Persönlichkeit aus zahlreichen und individuellen  Persönlichkeitsanteilen gebildet wird. Diese Anteile sind die Ressourcen  des Menschen und werden als solche auch so benannt.

 

Haltung und therapeutische Arbeit in der Ressourcen- Therapie

Ein Grundmerkmal der Ressourcen-Therapien ist die zutiefst wertschätzende Grundhaltung und sehr weitgehende Klientenzentrierung des Therapeuten.

Denn nicht nur die "normalen", sonder auch die "problematischen" Persönlichkeitsanteile des Klienten, gelten als wertzuschätzende Ressource (Kraftquellle). Die sogenannten problematischen Anteile sind lediglich durch bestimmte Erfahrungen  überfordert oder beeinträchtigt worden oder versuchen meist nur den Klienten in irgend einer Weise zu Schützen oder zu Helfen.

 

In der Ressourcen- Therapie werden Veränderungen auf der Ursachen- Ebene angeregt. Der Therapeut hilft dem Klienten dafür betroffene Ressourcen in dessen Bewusstsein zu rücken, im Hier und Jetzt zu aktualisieren, um so ein vertieftes psychodynamisches Verständnis des Klienten zu fördern.

 

 

Die therapeutische Arbeit erfolgt direkt und unmittelbar mit den beteiligten Persönlichkeitsanteilen des Klienten. Diese Technik fördert so effiziente Behandlungserfolge und Hilft ineffiziente Therapiesitzungen zu vermeiden. Die Ressorcen-Therapie bezieht sowohl emotionale, kognitive , wie auch intra- und interpersonelle Faktoren des Klienten mit ein.

 

Mögliche Ziele der Ressourcen- Therapie

  •  Gezielte Versorgung (Nachnährung, Trauma- Lösung, Angstbefreiung, Klärung) und Reaktivierung von Ressourcen, welche beim Klienten im Rahmen seiner Biographie Beeinträchtigung erfahren haben --> Heilung, Stärkung und Genesung
  • Lernen und Verstärken, die jeweils beste(n) Ressource(n) für eine bestimmte Situation zur Verfügung zu haben  --> Förderung der Selbstwirksamkeit, Ich- Optimierung, Stärkung, Coaching

  • Bewusstmachung vorhandener Ressourcen --> Persönlichkeitsbildung- und Entwicklung

  • Verbesserung der internen Vernetzung und Harmonie der Persönlichkeitsanteile untereinander --> Förderung der Lebensqualität und Inneren Ausgeglichenheit


Ressourcen sind das Resultat von Trainings- Effekten

Unsere Persönlichkeitsanteile (Ressourcen) bilden sich im Laufe der individuellen Entwicklung heraus, indem wir mit bestimmten Lebenssituationen konfrontiert werden und dabei erworbene Bewältigungs-Fertigkeiten (Coping Skills) immer wieder anwenden und so trainieren. Je öfters wir eine bestimmte Fertigkeit anwenden, desto Stärker wird diese Ressource.

 

Persönlichkeitsanteile als konkreter Bestandteil unseres Lebens

Persönlichkeitsanteile stellen viel mehr als bloss ein theoretisches Konstrukt dar. Denn Aufgrund der ständigen Konfrontation mit bestimmten Lebenssituationen und Aufgaben bilden sich bei uns entsprechende neuronale Netzwerke im Gehirn heraus. Diese Strukturen werden abhängig von äusseren und inneren Reizen beziehungsweise Situationen aktiviert. Diese auf aktivierten neuronalen Strukturen aufbauenden psychischen Zustände werden als „Ich-Zustände“ (Ego States) bezeichnet oder im Falle der Ressourcen-Therapie als „Resource States“ oder Ressourcen- Zustände. Jeder dieser Zustände ist durch unterschiedliches, bewusstes Erleben (Kognition, Emotion, Körper, Einbettung grösseren Ganzes und Impulse) des Klienten gekennzeichnet.

 

Ressourcen als unsere "Helferlein"

Ein Resource-State von uns stellt einen heute oder zumindest früher erfolgreichen Aktivierungszustand der Psyche dar. Jeder dieser Zustände hat eigene Motive, Gefühle, Erinnerungen, Gedanken, Vorstellungen, Körperzustände und Verhaltensweisen gebilet und fühlt sich zudem unterschiedlich in die Welt oder ein grösseres Ganzes eingebettet.

 

Ressourcen, als Bewältigungsstrategien unseres Organismus, beziehen sich oft auf äussere Situationen, können aber auch Funktionen innerhalb der Psyche erfüllen. Im Gesunden, wie auch pathologischen Sinne. So kann z.B. eine Ressource in Uns dazu verwendet werden, ungewollte Emotionale Erlebenszustände zu verhindern und hat somit eine beschützende Funktion, indem Sie versucht andere, überforderte oder beeinträchtigte Ressource aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Daraus können Sie z.B. pathologische Dynamiken entwickeln, in welchen eine Verhaltens- Ressource (Kontrollierende Verhaltensweisen, Essen, Suchtverhalten) versucht eine verletzliche emotionale Ressource (Ängste, Gefühle der Ablehnung, Verwirrung, Enttäuschung) aus dem Bewusstsein "draussen" zu halten.

Die „helfende“ Ressource versucht damit der Person eigentlich das Leben zu erleichtern, primär, kann jedoch dadurch sekundär z.B. eine Zwangsstörung auslösen. In der Therapie wird darauf hin gearbeitet die beeinträchtigte, verletzte resp. überforderte Ressource zu heilen, wodurch das beschütztende Verhalten durch eine andere Ressource dann auch meistens überflüssig wird.

 

Ressourcen bilden unsere Identität

Ressourcen können aufgrund ihres unterschiedlichen Vernetztungsgrades, deren Unabhängigkeiten vs. Abhängigkeiten und über gemeinsame vs. getrennte Gedächtnisinhalte erfasst werden.

 

Personen erleben sich oftmals als eine zeitüberdauernde und homogene Persönlichkeit, eine Einheit, was wohl daran liegt, dass spezifische neuronale Netzwerkstrukturen häufig genutzt werden, somit starke neuronale Verknüpfungen und Verbindungen aufweisen und sich auch Gedächtnisinhalte teilen.  Auch kenne jeder dieses Gefühl sich selbst in gewissen Augenblicken nicht als Einheit zu begreifen, so wenn z.B. ein Teil etwas bestimmtes haben oder tun möchte und ein Andere Teil jedoch dagegen zu arbeiten scheint, was in uns z.B. ein Gefühl der Zerissenheit auslösen kann. 

 

Aufgrund der Frequenz und Dauer der Aktivierung einer Ressource (Aktivierungsgrad) könne diese uns eher Bewusstseins- Nah oder nahe der Bewusstseins- Schwelle oder Bewusstseins- Fremd erscheinen. Wobei wir mit ersteren Anteilen uns auch leichter Identifizieren können.

 

Anwendungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete

  • Behandlung zahlreichenr psychischer Leidenszustände resp. psychische Störungen wie das Angst- und Belastungsstörungen, Zwangsstörung, affektive Störungen oder Persönlichkeitsstörungen, (z.B. Borderlinestörung)
  • Behandlung akuter Krisenzustände
  • Entwicklung von supportiven Möglichkeiten zur Erleichterung des Alltags
  • Coaching, Ich- Optimierung (Persönlichkeitsentwicklung) und Mental- Training (Steigerung der Leistungsfähigkeit oder Effizienz in einer Tätigkeit)
  • Persönlichkeitsanalyse ("Ressource Mapping") 


 


"Die Methodik in der Ressourcentherapie zielt darauf ab, die inneren Ressourcen eines Individuums zu aktivieren und zu stärken, um positive Veränderungen herbeizuführen. Durch den gezielten Einsatz von Techniken wie Imaginationsübungen, Ressourcenarbeit und der Aktivierung von positiven Erfahrungen wird der Fokus auf die Stärken und Potenziale des Klienten gerichtet." - Michaela Huber

Quellenangabe:
Huber, Michaela. "Ressourcenorientierte Traumatherapie: Grundlagen - Methoden - Anwendungen." Klett-Cotta, 2011.